Die bewegte Geschichte unseres Triebwagens:

 
 

1964 in Simmering gebaut, führte der 5099.01 fast 50 Jahre lang seine Fahrgäste sicher auf den Schafberg. Der „1er“ war damals der erste dieselhydraulische Zahnradbahntriebwagen der Welt! 2006 taufte ihn die Salzburg AG. um: Von da an erklomm er als VTz 21 die Schafbergspitze.
Heute ist er die Eventlocation der HLW Hollabrunn.

Die Geschichte des 5099.01 / VTz 21
Die beiden von den ÖBB mit dem System Abt betriebenen Zahnradbahnen auf den Schneeberg und den Schafberg wurden in den touristisch aufstrebenden 1960er-Jahren noch immer von den alten kohlegefeuerten Dampflokomotiven betrieben – eine Ablöse musste gefunden werden.
So zeichnete der SGP-Designer Johann Benda bereits 1959 den Plan für einen dreiachsigen Zahnradbahntriebwagen mit Polyesterverkleidung – ein zu dieser Zeit modernes Material. Kurz vor Weihnachten 1961 schließlich legte er die Silhouette für einen vierachsigen, schlicht und modisch gestalteten Dieseltriebwagen fest, der in seiner Ausführung aus Stahl der erste dieselhydraulische Zahnradbahntriebwagen der Welt werden sollte.

 
 

Das Foto oben zeigt den neu gelieferten 5099.01 neben der kohlegefeuerten Dampflokomotive 999.102 im Bahnhof St. Wolfgang Schafbergbahn (Archiv Slg. Grafenberg).

Die Simmering-Graz-Pauker AG. baute zwei Prototypen der Reihe 5099, der erste traf bereits am 22. Mai 1964 per Tieflader in St. Wolfgang an der Schafbergbahn ein.
Nach anfänglichen, technischen Problemen und Nachrüstungen erreichte der 5099.01 am 29. Mai 1964 erstmals den Bahnhof Schafbergspitze – in nur 29 Minuten (bei über fünf Kilometern Streckenlänge) und einem Höhenunterschied von etwa 1.200 Metern! Er war also doppelt so schnell unterwegs wie die alten Dampflokomotiven. Nach der offiziellen Betriebsgenehmigung per 18. August 1964 verstärkte der 5099.01 bis zum Saisonende die Dampfzüge im florierenden Touristenverkehr gemeinsam mit dem ebenso bereits gelieferten 5099.02.
Im Anschluss an neuerliche technische Anpassungen im Herstellerwerk in Simmering wurde der 5099.01 zur niederösterreichischen Schneebergbahn überstellt, wo er vom 21. Jänner bis zum 30. April 1965 rund 50 Planeinsätze mit Fahrgästen (und damit 924 Kilometer) zurücklegte. Er brachte dort die Schifahrer zur Mittelstation Baumgartner – für eine Fahrt bis zur Schneebergspitze wäre der 5099 zu breit für die Tunnels gewesen. Auf der Schneebergbahn hatte der 5099.01 (den damaligen Autobussen entsprechend) Schikörbe montiert.

 
 

Einsatz auf der Schneebergbahn im Winter 1964/65 - mit Schikörben (Foto: Alfred Luft).

Am 6. Mai 1965 traf der 5099.01 wieder im oberösterreichischen St. Wolfgang ein, wo er bis ins neue Jahrtausend seinen Dienst versah.
Die Bediensteten der Schafbergbahn bemühten sich stets, die beiden Triebwagen in Betrieb zu halten – eine Serienfertigung blieb jedoch aus, was die Zahl an Ersatzteilen gering hielt.
Das Aussehen veränderte sich zu Zeiten der ÖBB kaum – die 5099er waren blau-creme lackiert und trugen zuerst das ÖBB-Flügelrad, dann den sogenannten „Pflatsch“. Am 30.3.2006 übernahm die Salzburg AG. die Wolfgangseeschifffahrt und die Schafbergbahn. Somit erhielten auch die beiden 5099er (nun VTz 21 und VTz 22 genannt) die neuen Firmenfarben Rubinrot und Cremeweiß.

 
 
 

5099.01 in ÖBB-Farben mit dem mittlerweile alten ÖBB-Zeichen "Pflatsch" (Foto: August Zopf).

5099.01 als VTz 21 in den Hausfarben der Salzburg AG in Rubinrot und Cremeweiß (Foto: Paul G. Liebhart).

Hatten die Triebwagen bis Mitte der 1990er (Lieferung von neuen Dampflokomotiven) je rund 10.000 Kilometer pro Saison zurückgelegt, fuhren sie Anfang des neuen Jahrtausends nur mehr je 1.000 Kilometer im Jahr, waren aber bis zuletzt für die Spitzenzeiten im Hochsommer unverzichtbar. Am 20. Mai 2012 kam durch einen Motorschaden schließlich das Aus für den VTz 21. Als 2013 auch den VTz 22 dasselbe Schicksal ereilte, schien die „Ära 5099“ endgültig zu Ende zu sein.
Doch 2014 fiel die Entscheidung, den VTz 22 mit Teilen des VTz 21 für die Jubiläumsfeierlichkeiten zu „50 Jahren 5099“ im September noch einmal grundlegend zu sanieren. Schon im Sommer konnte der VTz 22 wieder den Planbetrieb aufnehmen, der VTz 21 sollte nach dem völligen Ausschlachten Ende 2014 verschrottet werden. Aber schon beim Festakt „50 Jahre 5099“ am 20. September 2014 wurde in St. Wolfgang die feierliche Übergabe des ehemaligen 5099.01 an den Verein Sammlung Grafenberg (Eisenbahnmuseum im Bezirk Horn) begangen.

 
 
 

Diese beiden Fotos entstanden beim Festakt zu "50 Jahren 5099" in St. Wolfgang. Eine Delegation der HLW Hollabrunn übernahm den VTz 21 symbolisch. Danach wurden wohl zum letzten Mal für ein Foto beide Schafbergbahntriebwagen VTz 21 und VTz 22 nebeneinander aufgestellt (Archiv Slg. Grafenberg).

Bereits am 13. November 2014 traf der Triebwagen VTz 21 per Tieflader in Hollabrunn ein und konnte von den Kränen der Feuerwehren Hollabrunn und Mistelbach auf das Schulgelände der HLW gehoben werden, wo er als Dauerleihgabe des Eisenbahnmuseums Grafenberg frisch aufgearbeitet für viele Jahre als Herzstück des Schwerpunktes „Kreativwerkstatt“ dienen darf. Unterdessen fährt 5099.02 noch immer auf den Schafberg – ein gelungenes Zukunftskonzept für die beiden ersten dieselhydraulischen Zahnradbahntriebwagen der Welt!

 
 
Begrüßung des VTz 21 in Hollabrunn (Foto: Werner Prokop).